Fahrt zum letzten Auswärtsspiel der Saison 2023/24
Ein Gedächtnisprotokoll des L. // Zeugen: U., F., TT.
In weiser Voraussicht ob der großen Nachfrage anlässlich des letzten Auswärtsspiels unserer Götter, wurden bei der laubfroschgrünen Konkurrenz des aktiennotierten Bundesunternehmens mit zwei Buchstaben rechtzeitig günstige Fahrscheine geordert. Sitzplätze in 4er-Ordnung incl. Tisch war unser Traum und konnte so auch im Wagon am Ende des Zuges gebucht werden.
Das hielt der Zugbetreiber aber nicht zwingend für verbindlich und der letzte Wagen des Trains wurde flix eingespart. Uns wurden selbstverständlich neue Plätze zugeteilt. Nur jetzt nicht mehr im 4er Verbund und selbstredend ohne Skattisch.
Dies stellte unsere Laune aber auf keine übergroße Probe und so trafen wir uns am Vortag des Fights mit der vagen Hoffnung im Gepäck, dass die Kiste nich janz so enge wird wie beim Kölner Auswärtsspiel im Müngersdorfer Stadion am „Tag der Republik“ anno 2002, zur Mittagszeit an der legendären „Curry Baude“ am Weltbahnhof Gesundbrunnen. Diese Körriwurschtbude sollte im Laufe unseres Ausfluges noch eine gewisse Rolle spielen. Dazu jedoch später mehr.
Nach empfehlenswerter Curry mit Haussoße und zusätzlicher Schrippe für F. suchten wir uns ein sonniges Plätzchen in schlagweite des lauschigen gesundbrunnener Verkehrsknotenpunktes und genossen unsere mitgebrachten Kaltgetränke. Wir hatten schließlich Zeit, denn der flixe Train hatte 55 Minuten Verspätung in Aussicht gestellt. Unverhofft wurde die Zeit dann aber doch noch knapp. Es war nun Eile plötzlich geboten, um die für uns bereit gestellten Plätze im Wagon 9, den letzten des Zug, einzunehmen.
Viel war zunächst nicht los und so fanden wir im besagten Wagon doch noch unseren Skattisch nebst Plätzen. Lustig fanden wir dann, dass dann spontan auch noch die Wagenreihung umgekehrt wurde. Plötzlich waren wir im Wagen 1, also nicht mehr hinten, sondern ganz vorne. Ein gutes Omen für unser vergöttertes Team???? Nach dem Motto „imma weita, janz nach vorn“?
Wir beschlossen an Ort und Stelle zu bleiben und unseren Tisch, wenn nötig bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Schon aus dem Grunde, weil niemand von uns nun durch den gesamten Zug tapern wollte, um die zugewiesenen Sitze einzunehmen.
Zur blutigen Schlacht um den Tisch kam es jedoch nicht. Wohl, weil niemand es wagte ein verwegen aussehendes Quartett wie uns die Plätze streitig zu machen.
Aus den 55 min Verspätung wurden schlussendlich 70 aber dann gings auch schon los ins Land der Frohnaturen. Über Ehrfurcht einflößende Liegenschaften wie S.p.a.n.d.a.u., Hannover, Gütersloh, Hamm, Doofmund, Bochum, Essen, Duisburg und Dusseltorf.
Es wurde dann tatsächlich auch ein zünftiger Skat gedroschen. Die Grand Hands, Null ouverts und die Herz ohne vieren flogen uns nur so um die Ohren. Da wir es selbstverständlich versäumten, unseren Bestand an hopfigen Getränken vor Abfahrt noch aufzufüllen, darbten wir allerdings nur bei Wasser und ohne Brot. Und nicht nur dies. Unsere Nikotinjunkies kamen langsam auf den Affen. Ihnen war es bei Androhung grausamster Strafen untersagt, bei Halten den Zug zu verlassen. Schließlich war ´ne Menge Zeit aufzuholen. Wie die Herren es trotzdem schafften, ihr Nikotindefizit auszugleichen, muss hier unser Geheimnis bleiben.
Irgendwann im Laufe der Fahrt viel es F. ein, dass noch monetäre Schulden zu begleichen wären. Doch f..k, wo nur war die Börse. Alles Durchsuchen des Rucksackes und der einschlägigen Hosen- und Jackentaschen half genau gar nichts. Das Ding war weg. Und mit ihm Perso, EC, massig bares. Was man halt so bei sich führt. Verdammte Axt! Was nun? Damit hätten wir schon den zweiten mittellosen Reisenden unter uns. Sicherheitshalber hatte nämlich U. ihr Taschengeld und Legitimationsnachweise gleich ganz zu Hause gelassen. Beste Variante. Kann man nichts verlieren und nichts ausgeben.
Nach einigen überlegen kam nur der zusätzliche Schrippenkauf an der „Curry Baude“ Gesundbrunnen als Quelle des Übels in Frage. Sofort wurden diverse zu Hause gebliebene Familienangehörige verpflichtet, sich gefälligst umgehend sich in Bewegung zu setzen, um zu sehen, ob das Teil eventuell noch an der Baude liegt. Helle Aufregung all überall. Unter anderem war TT. sehr froh, sein Zeug immer in seiner Bauchtasche bei sich zu tragen und so nichts abhandenkommen könne.
Da viel es von F.`s Augen wie Schuppen und er ward wieder sehend. So ein feines Täschlein hat er doch auch, und zwar um. An dieses hatte er bei der Fahndung überhaupt nicht mehr gedacht. Es war alles noch da und wo es hingehört, und mit riesiger Freude wurde gefachsimpelt in welche Getränke das verloren geglaubte Cash nun anzulegen wäre. Ideen dazu gab es reichlich.
Gegen Abend erreichten wir dann endlich Köln. Nicht ohne die aufgeholten 30 min wieder einzubüßen wegen Personen auf dem Gleis, die, so O-Ton, noch wegzufangen wären und Weichenstörung 500m vor dem Ziel.
Wir überquerten schließlich noch diesen Fluss und vielen am Hbf. aus dem Zug. Als erstes war eine protzige Kirche auffällig. Warum auch immer es den Dombauherren einfiel, diese unmittelbar neben den Bhf. zu platzieren? Interessierte aber auch niemanden so richtig. WIR HATTEN DURST!!!
In der nächsten Pinte gleich mal als Touri geoutet und 2x 4 große Kölsch geordert. Diese wurden auch zackig in Touristengläsern geliefert. Ja, es gibt Kölsch auch in Halblitergläsern.
Nach gestilltem Durst hurtig nochmals an diesem sakralen Phallussymbol vorbei zur S-Bahn, wieder diesen Fluss überquerend ab nach Spich, wo unsere Gastgeberin Bärbel schon mit massig Metbrötchen aus ortsansässiger Metzgerei auf uns wartete. Der Abend endete dann im „Em Hüsje“, einer urigen Eingeborenenkneipe, wo noch sage und schreibe 60! Kölsch und eine Runde Marillenbrand in uns ihren Meister fanden. Es muss hier nicht extra erwähnt werden, dass wir wie gewohnt als letzten Gäste den Laden verließen. Fast wie zu Hause.
Der nächste Morgen begrüßte uns mit herrlich kräftigen Kaffee und frischen, reichlich und kreativ belegten Brötchen. So langsam stieg die Spannung. Es gab schließlich noch etwas zu erledigen in Kölle. Bei herrlichem Sommerwetter also auf in die Stadt, wieder über diesen Fluss, an der Kirche VORBEI!!!, die Innenstadt durchquert auf der Suche nach einem lauschigen Örtchen mit Getränkeangebot. Dies wurde alsbald gefunden und diente dann auch als Treffpunkt mit weiteren Flitzpiepen und Sympathisanten. Zu uns gesellten sich B. aus H. nebst Begleitung und F.´s ebenso junge wie charmante Verwandte.
Gemeinsam zogen wir los zum Spielort. Die Tram war brechend voll. Überlegungen den Weg per pedes zu bewältigen, wurden rigoros abgelehnt. Zu weit. Egal, wir quetschten uns zu anderen Rotgewandeten in die Bahn, um später in Stadionnähe wieder herausgeschoben zu werden.
Wohlwissend, dass es im Gästeblock wie immer wohl nur Voltfreies zu erwerben geben wird, hielten wir uns noch an Bierwagen der Gastgeber schadlos. War alles easy und ohne jegliche Probleme machbar. Auch auf Kölner Seite beste, galgenhumorgetränkte Stimmung bei schönstem Sonnenschein. Am Eingang zum Gästeblock war Totentanz und wir kamen umstandslos am entspannten Ordnungsdienst vorbei ins Stadion. Hat man alles schon ganz anders erlebt. Um der Sache dann noch die Krone aufzusetzen, welch positive Überraschung, wurde normales Kölsch feilgeboten. Da ließen sich TT. und L. nicht lange bitten und deckten sich mit reichlich Getränken ein. Es könnte ja später nichts mehr geben.
Wir fanden ganz oben im Block auch supi Plätze. Aus uns unbekannten Gründen hatten die Ultras ihre Fahnen vergessen und so hatten wir fantastisch freien Blick aufs Spielgeschehen. Unsere Jungs legten für ihre Verhältnisse auch ganz gut los und schwupps stands auch schon 2:0 für Union.
Ungefähr hier enden die konkreten Erinnerungen des hier schreibenden L.
Weiteres zum Spielverlauf könnt ihr den einschlägigen Informationsübermitllungswegen entnehmen und wird an dieser Stelle nicht weiter besprochen.
Es wurde des Abends noch die eine und andere Kaschemme besucht, irgendwo spielte jemand Klavier mitten auf der Straße und TT. wurde stolzer Besitzer einer FC Köln-Fahne nebst Schal im Tausch gegen unsere begehrten Flitzpiepen- und Unionaufkleber.
Ergänzende Aussage:
An dieser Stelle ist ein verschollen geglaubter Zeitzeugenbericht des TT. einzufügen welcher mich noch nach Redaktionsschluss erreichte. Dieser erlaubt dem interessierten Leser intime Einblicke und bringt möglicherweise aufklärendes Licht in die Umstände des weiteren Verlaufes des Abends.
TT.:
„Nach dem Spiel also wieda rin inne Tram und Moltkestraße ausjestiejen…Untawegs lauthals Unionklassika zum besten jejeben… inne Bahn. Dann uffen Weg jemacht in eene anjebliche Punkkneipe(Frieda-Bar). Aber irjendwie war die “Frieda”hinterm Tresen nich so bejeistat, uns zu sehn. Also nur een Kölsch und dann weiter zur in Sichtweite befindlichen Gasstätte. “Gottes Grüne Wiese” stand üba der Tür. Und wie man dit hald so macht als Gast in der Stadt am Fluss, rief U. erstmal ein „Eisern“ in die Runde. Und wat sollick sagen? Es gibt auch schlechter jelaunte Zeitjenossen. Freundlich wurden wir dann gebeten, doch lieber ein anderes Lokal aufzusuchen.“
Letztendlich Nach einer weiteren Nacht in Spich ging es zu unchristlicher morgendlicher Zeit (war es schon morgens oder eigentlich noch späte Nacht?) ab in die heimatliche Hauptstadt ihr Bauern.
u.n.v.e.u. L.
Die Geschehnisse sind nicht erfunden und haben sich genau so zugetragen. Die handelnden Personen sind real und haben hoffentlich keine Ähnlichkeiten mit noch anderen Lebenden.
Ein besonders dickes Dankschön geht an unsere fürsorglichen, herzlichen und lieben Gastgeber Bärbel und Wolfhard.
Anmerkung
Dieser Artikel wurde unter zur Hilfenahme natürlicher Rest- Intelligenz aus regionalen Vorkommen erstellt.